NACHGESCHLAGEN  im  Vereins-Archiv

Was geschah vor 100/75/50 und 10 Jahren

In loser Folge erscheinen Rückblicke auf unsere Vereinsgeschichte. Sie sollen ältere und jüngere Mitglieder an die Leistungen und Erfolge des Dresdner RV seit seiner  Gründung im Jahr 1890 erinnern, die oft unter schwierigen Bedingungen erreicht wurden. 

Ein Blick in die umfangreiche Vereinschronik „120 Jahre Dresdner Ruderverein e.V., Chronik 1890 -2010“, die auf 254 Seiten viele Details zur Vereinsgeschichte enthält. Zum 125-jährigen Bestehen unseres Vereins 2015 wurde sie um die Jahre 2010–2015 ergänzt.

Dr. Jürgen Krause

Überblick

Beiträge

  • Nachruf Manfred Gittel

    Am 13. Mai 2024 verstarb der Ehrenvorsitzende des Dresdner Rudervereines, Manfred Gittel, im Alter von 86 Jahren. Von 1962 bis 2013 war er Vorsitzender des Dresdner Rudervereines bzw. bis 1990 der Betriebssportgemeinschaften. Mit einer Amtszeit von 51 Jahren war er der dienstälteste  Vorsitzende eines Vereines des Deutschen Ruderverbandes.

    Das Rudern erlernte er als Student bei der Fachsportgemeinschaft Mittweida. Nach seinem Studium trat er 1957 in den Dresdner Ruderverein ein und war ein erfolgreicher Leichtgewichtsruderer. Sein größter sportlicher Erfolg war 1958 ein dritter Platz bei den Nachwuchsbestenkämpfen (NBK)  der Jungmannen im leichten Achter.

    Für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit erhielt er höchste Auszeichnungen des Deutschen Ruderverbandes, des Deutschen Rudersportverbandes der DDR, des Landessportbundes Sachsens, des Stadtsportbundes Dresden sowie des Dresdner Rudervereines.

    Von seinen bemerkenswerten Verdiensten für den Rudersport sollen hier nur drei herausragende und bis heute wirksame genannt werden: 
    – die Überführung der Sektion Rudern der Betriebssportgemeinschaft Sachsenwerk Dresden in einen
      eigenständigen Verein mit der Wiedergründung des Dresdner Rudervereines,
    – die Überführung der Sportstätte aus dem Treuhandeigentum in kommunales Eigentum,
    – und der lange angestrebte Ersatzneubau der Holzbootshallen 2012 bis 2014 mit einer neuen Bootshalle und einem neuen Funktionsgebäude mit Kraftraum, Gymnastikraum und Werkstatt in enger Zusammenarbeit mit seinem stellvertretenden Vorsitzenden Bau, Hellmuth Krieger.

    Manfred Gittel war bereits zu DDR Zeiten ein aktiver Wanderruderer. Von 1955 bis 2011 erfüllte er 42 Mal die Bedingungen des DRSV- bzw. DRV Fahrtenwettbewerbs. Als erster Ruderer des Dresdner Rudervereines erfüllte er die Bedingungen für den Äquatorpreis. Er war geschätzter Teilnehmer bei zahlreichen Verbands- und Gemeinschaftswanderfahrten auf Gewässern im In- und Ausland. Viele seiner Wanderfahrten hat er als Fahrtenleiter selbst organisiert und geleitet.

    Während er sich bis 1990 als Sektionsleiter vorwiegend dem Nachwuchsleistungssport als Trainingszentrum widmete, mit zahlreichen Delegationen von später erfolgreichen Sportlern zum SC Einheit Dresden, lag ihm seit der Wiedergründung des Dresdner Rudervereines die gleichberechtigte Förderung des Leistungs- und Breitensports am Herzen. So errangen Athleten des Dresdner Rudervereins nicht nur zahlreiche deutsche und internationale Meistertitel, sondern mit Claudia Blasberg auch  zwei olympische Silbermedaillen im Leichtgewichtsdoppelzweier.

    Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Ute und seinen Familienangehörigen. Wir werden Manfred Gittel mit allen seinen Leistungen und Verdiensten für den Dresdner Ruderverein und den Rudersport im DRSV und im DRV in bleibender und dankbarer Erinnerung behalten.

     Vorstand Dresdner Ruderverein/Dr. Bernhard Trui

  • Rudern gegen Krebs

    Im Rahmen der Scheckübergabe von „Rudern gegen Krebs“ an die Uni- Klinik wurde ich für 10 Jahre Mitarbeit der Organisation der Ruderregatten geehrt.
    Es war sehr feierlich und ich habe mich sehr gefreut.
    Ingid Andersch

    Die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ schreiben dazu in ihrer Ausgabe vom 16.5.2023:


    Geld für Krebspatienten, das die Kassen nicht zahlen

    „Rudern gegen Krebs“ hat am Montag 13 000 Euro an das Universitätsklinikum übergeben. Davon profitieren Patienten wie die 75-jährige Monika Puhlmann.

    Der innere Schweinehund sei stark gewesen, sagt Monika Puhlmann. „Aber ich war stärker.“ Täglich sei sie ihre 3500 bis 7000 Schritte gegangen. Bei Wind und Wetter. Auch wenn sie sich nicht so gefühlt habe und am Liebsten im Bett geblieben wäre. Der tägliche Spaziergang hat ihr geholfen, die Folgen der Bestrahlung besser zu verkraften. Die 75-Jährige hat Krebs.

    Zuerst habe sie gedacht, es sei ein entzündeter Zahn. Der Zahnarzt fand nichts. Auch der Hausarzt nicht. Die HNO-Ärztin sprach von einer kleinen Operation und drei Tagen Pause. Doch dann kam die Diagnose: Speicheldrüsenkrebs. Ein bösartiger Tumor. Monika Puhlmann wurde operiert, die Ärzte entfernten Speicheldrüsen und Lymphdrüsen. „Danach war alles wieder in Ordnung.“ Bis zum August 2022.

    „Es ging von vorne los, ein neuer Tumor hat sich gebildet.“ Die genaue Lage im Gewebe war für die Ärzte nicht zu lokalisieren, statt einer Operation blieb nur Plan B: eine Protonentherapie. „Die ersten drei Wochen ging es mir gut. Dann musste ich kämpfen“, sagt Monika Puhlmann. Schon, weil ihr Mann an drei verschiedenen Krebsarten leidet und gepflegt werden muss. „Ich konnte mich nicht gehen lassen, auch wenn es mir schlecht ging.“

    Die 75-Jährige hatte Helfer beim Kampf gegen den Krebs. Ihr Arzt Dr. Maximilian Rehm sorgte dafür, dass Monika Puhlmann in Programme aufgenommen wurde, die die Strahlentherapie begleiten und dafür sorgen sollen, dass die Patienten Kraft und Lebensmut schöpfen können. Das Fitnessprogramm, sagt die Krebs-Patientin, habe ihr sehr geholfen: „Dadurch bin ich wieder auf die Beine gekommen.“

    Die Krankenkassen finanzieren zwar eine Krebstherapie, aber keine therapiebegleitenden Maßnahmen wie ein Fitnessprogramm, sagt Frank Ohi, der Kaufmännische Vorstand des Universitätsklinikums Dresden, an dem Monika Puhlmann behandelt wurde. „Damit wir solche sinnvollen Dinge finanzieren können, sind wir auf Spenden angewiesen.“ Wie die 13 000 Euro, die die Veranstalter von „Rudern gegen Krebs“ am Montag dem Universitätsklinikum übergaben.

    Zehn Regatten auf der Elbe hat die 69-jährige Ingrid Andersch organisiert und Spendengelder in Höhe von 250 000 Euro eingeworben. „Ich bin ja quasi im Bootshaus geboren“, sagt die engagierte Dresdnerin, „es war mir immer ein Herzensanliegen, Krebspatienten zu unterstützen.“ Jetzt gibt sie den Vorstandsvorsitz des Sächsischen Elbe-Regatta-Vereins aus Altersgründen an Jens Licker weiter. Sie will die Spenden-Regatta aber weiter unterstützen.

    2011 fand die erste Regatta, bei der sich Laien in ein Ruderboot setzen und Geld spenden, auf der Elbe statt. 2020 und 2021 musste die Regatta pausieren, letztes Jahr gab es die Neuauflage. Nach der Pause und mitten in Ukraine-Krieg und Energiekrise fiel der Spendenbetrag kleiner aus als gewohnt, sagt Andersch. Sechs Projekte können mit den 13 000 Euro finanziert werden, so Ohi. 100 Stunden Reittherapie hat der Sonnenstrahl e.V. für krebskranke Kinder buchen können, ein Patientenseminar für an Prostatakrebs erkrankte Männer wurde ins Leben gerufen. Bewegungsberatung für 125 Krebspatienten und Ernährungsberatung zählen ebenso zu den Angeboten wie Yoga-Kurse für Brustkrebspatientinnen.

    Großer Wermutstropfen: In diesem Jahr muss die Spendenregatta ausfallen. „Wir haben sehr viele Termine und die beiden möglichen Vorschläge waren für uns organisatorisch nicht in den Griff zu bekommen“, bedauert Ohi. „Aber 2024 werden wir die 11. Regatta starten“, kündigt er an. Dann werden wieder über 120 ehrenamtliche Helfer von sechs Rudervereinen die Regatta unterstützen.

    „Wenn ich einmal etwas beginne, dann bringe ich es auch zu Ende“, sagt Monika Puhlmann. „Ich ziehe den Hut davor, mit welcher Energie sie sich bei der Behandlung und der Genesung eingebracht hat“, sagt Strahlentherapeut Maximilian Rehm.


    Quellenangabe: Dresdner Neueste Nachrichten vom 16.05.2023, Seite 17

    Patientin Monika Puhlmann mit ihrem Arzt Dr. Maximilian Rehm vom Universitätsklinikum Dresden

    Hinweis:

    Im Jahr 2023 wird aus organisatorischen Gründen die Veranstaltung „Rudern gegen Krebs“ nicht stattfinden, jedoch ab nächstem Jahr wieder regelmäßig durchgeführt werden.

  • Von der Gründung bis ins neue Jahrtausend

    von Dr. Jürgen Krause

    1917 Das DRV-Mitglied Konsul Johannes Mühlberg gründet mit 11 jungen Mädchen und Frauen den Dresdner Frauen-Ruder-Verein e.V, da im DRV keine Frauen rudern durften. Er kaufte eine alte Elbzille und ließ sie in ein schwimmendes Bootshaus umbauen. Beim DRV ruhte infolge des 1. Weltkriegs der Trainings- und Wettkampfbetrieb. Das Bootshaus diente dem DRK als Hilfslazarett.

    1942 Der Dresdner Frauen-Ruder-Verein (DFRV) feierte sein 25-jähriges Bestehen als Deutschlands größter Frauenruderverein mit 250 Mitgliedern und dazu drei geschlossenen Schulabteilungen. 33 Mitglieder erhielten für die Mitgliedschaft seit der Gründung die Silberne Vereinsnadel, die Stiftung eines Fonds sollte dem Kauf eines Renndoppelvierers und zur Unterstützung in Not geratener Vereinsmitglieder dienen.

    Ein neuer Gig-Doppelzweier m. Stm. wurde auf den Namen „1942“ getauft, nach 1945 erhielt er den Namen „Geschwister Scholl“. Auf Regatten wurden 11 Siege errungen, Margarete „Mutti“ Jentzsch erfüllte zum 6. Mal den Fahrtenwettbewerb.

    Der DRV nahm infolge des Krieges an wenigen meist lokalen bzw. HJ-Regatten teil. In Pirna wurde dem Pirnaer RV am 12.9.1942 zum 50jährigen Bestehen gratuliert. Zur Vereinsregatta war Olympiasieger Gustav Schäfer als Starter tätig. Kurt Wendschuch, Ehrenmitglied des DRV und langjähriger Vorsitzender des SERV, starb im Alter von 71 Jahren. Er wurde mit 15 Jahren bereits 1886 Mitglied im RV Triton.

    1967 Die Regattasaison brachte erstmals über 100 Regattasiege mit 113 Siegen. Zum Anrudern wurden zwei Vierer und zwei Zweier getauft. Zur 78. Dresdner Ruder-Regatta mit CSSR-Beteiligung gewann der  Frauen-Doppelvierer (M. Rosenkranz, G. Heine, C. Bieger, H. Pfeifer) den Herausforderungspreis, die Möwe aus Meißner Porzellan. Medaillen bei den Deutschen Jugendmeisterschaften errangen Karin Ullrich und Monika Kokisch; M. Wünsche / H.-J. Kluge im JM 2- A wurden Vierte im Feld der Sportclubs. Hellmuth Krieger belegte Platz 2 im Einer bei den Nachwuchsbestenkämpfen.

    Manfred Gelpke siegte mit dem SCE in Henley im Zweier o. und im Achter. Eine Vereinswanderfahrt führte von Prag nach Dresden. Insgesamt wurden 100.000 Mannschafts-km gerudert, davon 60% von der Jugend. Zur Saisonabschlussfeier im Elbehotel galt der Dank auch denen, die im Hintergrund halfen, dies alles zu erreichen, Heinz Weser für die Motorboote, Herrn Jordens für Bootsreparaturen, Frau Conrad mit Sohn Rainer für Haus und Hof sowie dem Fuhrpark des Sachsenwerks. 

    1992  Nach 1918, 1933 und 1945 war wieder ein gesellschaftlicher Umbruch mit der friedlichen Revolution 1989/90 vollzogen worden, der enorme Anstrengungen erforderte, den Sportbetrieb jetzt wieder als selbständigen Ruderverein durchzuführen. Zum Jahresbeginn schlossen sich 16 Mitglieder der früheren Sektion Rudern der BSG Aufbau Ost bzw. SV Johannstadt unserem Verein an, da deren Bootshaus in Johannstadt verkauft wurde.

    Unsere Sportstätte ging in die Rechtsträgerschaft der Stadt Dresden über. Zur Jahreshauptversammlung gedachten wir des im Dezember 1991 verstorbenen Ehrenmitglieds Gustav „Gummi“ Schäfer. Die erste Bootshausrekonstruktion 1991/92 unter großer Beteiligung vieler Mitglieder und mit der Hilfe aus Schweinfurt durch Otto G. Schäfer konnte abgeschlossen werden. Es hatte viel Mut und Initiative des Vorstandes bedurft, bei noch unklaren Eigentumsverhältnissen mit der Kreditaufnahme dieses Vorhaben erfolgreich unter den Bauleitern Gerhard Seifert und Hellmuth Krieger zu bewältigen. Mit einer Eigenleistung von über 3.000 Arbeitsstunden wurde ein Wert von über 200 TDM geschaffen.

    Ebenfalls zur JHV wurde der notwendige Kauf eines Techau-Bootswagens beschlossen, um Regatten besuchen zu können. Dazu dienten Spenden von Mitgliedern, von Schweinfurter Ruderern und eine Bezuschussung vom LSB. Der Schweinfurter RC „Franken“ führte den Tag des Rudersports des DRV mit dem offiziellen Anrudern zu seinem 110-jährigen Jubiläum durch, zu dem auch Vorstandsmitglieder unseres Vereins eingeladen wurden.

    Zahlreiche Besuche hatte unser Verein. Werner „Bambi“ Löwenstein vom Kölner Regattaverband besuchte uns zur 103. Dresdner Ruder-Regatta. Henrik Lotz, Vorsitzender des DRV, weilte zur Barkenfahrt des DRV-Vorstandes mit „Leihruderern“ unseres Vereins bis Meißen und zum Elbepokal im Bootshaus. Aus München besuchte uns Frau Maria Schäfer, die Witwe Gustav Schäfers und wurde DrRV-Mitglied. 75 Jahre nach Gründung des Dresdner Frauen-Ruder-Vereins 1917 besuchten uns ehemalige Ruderinnen mit der DDRV-Meister-Mannschaft im Stilrudern von 1932 mit Lilo Möckel, geb. Haenchen, die aus Florida (USA) anreiste und dem Verein mit mancher Spende half.

    Die Sommersonnenwend-Feier wurde erstmals durchgeführt. Regattaerfolge hielten sich in Grenzen, mit 25 Siegen war ein Tiefpunkt erreicht. Ursachen dafür waren das Desinteresse der meisten Jugendlichen am Leistungssport, der auch politisch in der Kritik stand und die neuen Reisemöglichkeiten. Beim 21. Deutschen Rudertag in Magdeburg wurde Dieter Lembke in den Vorstand des DRV für das Gebiet „Neue Vereine“ gewählt, Frau A. Ismireff wurde Ehrenmitglied des DRV wie vorher im DRSV. Dr. Bernd Müller wurde als Mitglied der Regelkommission (RWR) bestätigt. Unerwartet kam die Nachricht vom Ableben unseres früheren Trainers der Junioren und Senioren, Georgi Ismireff, der 1949 mit Hans Bachmann bei den 1. Ostzonenmeisterschaften in Grünau den 2. Platz im Senior-Doppelzweier belegte vor A. Großkopf / H.-J. Dressler aus Potsdam und viel für den Neuaufbau des Rudersports leistete.

    2007 Beim Landesrudertag in Grimma wurde Manfred Gittel durch den DRV ausgezeichnet. Anika Kniest im SF 4- B und SF 8+ B sowie Karl Schulze im SM 2x B. wurden Deutsche U23-Meister und errangen bei der U23-WM beide Silbermedaillen im SF 8+ B bzw. SM 2x B. Für Karl Schulze war es der letzte Start für den DrRV, auf Drängen seiner Eltern und Großeltern wechselte er zu deren Verein, dem USV TU Dresden. Wanderruderer beteiligten sich erstmals mit G. Blasberg an der 33. Vogalonga in Venedig. Dieter Lembke war DRV-Delegationsleiter zur Junioren-WM in Peking. In Meißen gratulierten wir dem Meißner RC Neptun 1882 zum 125-jährigen Bestehen.

    Zwei erfolgreiche Ruderer der Kriegs- und Nachkriegszeit wurden 80 Jahre alt, Martin Schwenke und Hans Pattschull, beide waren danach Übungsleiter. Susanne Schneider, ältestes Mitglied des Fördervereins, früher DFRV, wurde 99 Jahre alt. Inge Mißbach geb. Schlicke übergab dem Verein in den Jahren 1956-58 mit Elfriede Kalfa geb. Nacke  errungene Pokale und Meisterplaketten.

  • Seit 100 Jahren Frauen-Rudern in Dresden

    von Dr. Jürgen Krause

    Gründung des Dresdner Frauen-Ruder-Vereins am 28.5.1917

    Heute ist es Normalität, die meisten Rudervereine sind offen für männliche und weibliche Mitglieder. Bei den gemeinsamen Meisterschaften finden Rennen für beide Geschlechter statt, und auch bei den Wettkampfrichtern gibt es keine Trennung mehr in Wettkampfrichter für Frauen- oder Männerrennen. Das ist das Ergebnis einer langen Entwicklung, die auch in Dresden vor 100 Jahren begann.

    Der Rudersport war lange Zeit eine Sportart der Männer. Ihre Vereine lehnten meist die Aufnahme von Mädchen oder Frauen ab, die auch das Rudern erlernen und ausüben wollten. So kam es Anfang des 20. Jahrhunderts zur Gründung der ersten selbständigen Frauen-Rudervereine, die 1901 in Berlin mit der Gründung des Friedrichshagener Damen-Ruder-Clubs begann. In Dresden war es der Dresdner Ruderverein, der sich der Aufnahme weiblicher Mitglieder verschloss, sodass es 1917 mit Hilfe eines Mitglieds des Dresdner RV zur Gründung des Dresdner Frauen-Ruder-Vereins kam.

    Erstes Domizil war ein schwimmendes Bootshaus auf einer ehemaligen Zille (Frachtkahn) unweit des Dresdner RV an der heutigen Stelle unseres Bootsstegs. Ein weiterer Verein, der Dresdner Damen-Ruder-Club, wurde 1918 im Westen Dresdens gegründet. Diese Vereine schlossen sich dem 1919 gegründeten Deutschen Damen-Ruder-Verband (DDRV) an, der eigene Regatten und Meisterschaften durchführte und 1933 aufgelöst wurde. Seine Mitgliedsvereine wurden Mitglied des Deutschen Ruderverbandes (DRV).

    1930: Neues Klubhaus und bisheriges Bootshaus auf einer umgebauten Elbzille als Bootslager bis 1934
    1930: Neues Klubhaus und bisheriges Bootshaus auf einer umgebauten Elbzille als Bootslager bis 1934

    Der Dresdner Frauen-Ruder-Verein entwickelte sich schnell zum größten und erfolgreichsten Frauen-Ruder-Verein Deutschlands mit 250 Mitgliedern und drei geschlossenen Schülerinnen-Abteilungen im Jahr 1942. Das erforderte 1929/30 den Bau eines steinernen Klubhauses aus eignen Mitteln und 1934 den Bau von 3 hölzernen Bootshallen zur Ablösung der Zille.

    Die Wettkämpfe der Frauen fanden anfangs vorwiegend als Stilruder-Wettbewerbe in Gigs statt. Es gab aber auch Langstreckenwettbewerbe oder Rennen in Gigs und später in Rennbooten. Ab 1939 gab es selbständige Deutsche Meisterschaften der Frauen innerhalb des DRV, noch getrennt von denen der Männer, zunächst in drei Rennbootsklassen und dem Stilrudern im Gig-Doppelvierer m. Stm. Der Dresdner Frauen-Ruder-Verein verfügte nur über Gigs für die Teilnahmen an Regatten und errang in diesen u.a. vier Deutsche Meistertitel im DDRV und Medaillen im DRV. Der Krieg verhinderte die Anschaffung eines Rennbootes. Als Folge des 2. Weltkrieges wurde auch der Dresdner Frauen-Ruder-Verein als bürgerlicher Verein verboten und enteignet.

    Im Bootshaus des ehemaligen Dresdner Frauen-Ruder-Vereins, das ist das Bootshaus des heutigen Dresdner Rudervereins, begannen Mitglieder, sowohl Männer als auch Frauen verschiedener früherer Vereine, deren Bootshäuser z.T. zerstört waren, ab 1946/47 mit dem Aufbau des Rudersports unter völlig veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zunächst als FDJ-Wassersportgemeinschaft Blasewitz. Der Weg wurde als Sektionen von Betriebssportgemeinschaften bis 1989/90 fortgesetzt. 1990 wurde der Dresdner Ruderverein unter Einbeziehung der Nachfolge des ehemaligen Dresdner Frauen-Ruder-Vereins wiedergegründet, der ab 1991 dem DRV angehört.

    Wettkämpfe der Frauen begannen nach 1946 sowohl im Rennrudern als auch im Stilrudern. Schnell konnte an die früheren Erfolge im Stilrudern angeknüpft werden. So gelang einer Juniorinnen-Mannschaft unseres Vereins die Erringung des DDR-Meistertitels im Mädchen-Stil-Gig-Doppelvierer m. Stm. im Rahmenprogramm der Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1951 in Berlin. Bedeutend waren die Meistertitel bei den damals noch Gesamtdeutschen Meisterschaften der Frauen 1955 und 1957 in Grünau im Stil-Doppelvierer m. Stm. im Rennboot durch Traudel Werner, Gudrun Zitzmann, Gundel Enger, Sigrid Voigt, Stm. Ursula Jentzsche bzw. Traudel Werner, Anita Günther, Gundel Enger, Sigrid Voigt und Stm. Gundula Hofmann unter ihrem Trainer Horst Werner.

    Mit der Gründung des SC Einheit Dresden 1954 verlagerte sich der Leistungssport für internationale Wettbewerbe auch bei den Frauen in diesem Sportclub. Dorthin wurden die Besten aus den Betriebssportgemeinschaften delegiert. Ruderinnen des SC Einheit Dresden errangen eine große Anzahl Deutscher Meistertitel, Medaillen bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und olympischen Spielen. Aus unserem Verein gehörten u.a. Inge Schlicke, Hannalotte Schneider oder Astrid Strauch (Olympiasiegerin 1988) dazu. Eine der erfolgreichsten Ruderinnen des SCE war die 4-malige Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Einer, Christine Hahn (Scheiblich).

    Mädchen- und Frauenmannschaften unseres Vereins nahmen an offenen DDR- und BSG-Meisterschaften teil und errangen viele Erfolge unter ihren Trainern Hans Pattschull und Gerhard Seifert. Ein Frauen-Achter wurde 1973 DDR-Meister der Seniorinnen C und Dagmar Patzschewitz konnte 12 Meistertitel der Seniorinnen C in allen Frauen-Bootsklassen erringen, nachdem sie aus dem SCE ausdelegiert worden war.

    Nach der Wende wurde der Leistungssport neu organisiert, der SCE wurde aufgelöst. Die Aktiven, die nun in den neuen Landes- oder Bundes-Stützpunkten trainierten, blieben Mitglieder ihres Vereins und starteten unter dessen Namen. Für den Dresdner Ruderverein wurde Claudia Blasberg die erfolgreichste Ruderin mit 11 Deutschen Meistertiteln, zwei Weltmeistertiteln und 2 olympischen Silbermedaillen im Leichtgewichtsrudern. International waren die Junioren und Juniorinnen sehr erfolgreich. Anika Kniest und Sina Kühne wurden Junior-Weltmeisterinnen und bei den Seniorinnen errangen Mandy Emmrich und Anika Kniest Weltmeisterschaftsmedaillen.

    Nach diesen 100 Jahren, in denen Frauen und Mädchen aus Dresdner Rudervereinen vom Wettkampfgeschehen nicht mehr wegzudenken sind, kann eine positive Bilanz gezogen werden. Dazu gehört auch, dass Ina Kalder, eine sehr erfolgreiche Rennruderin, Silbermedaille 2000 bei der Junioren-Weltmeisterschaft im Zweier o. mit Diana Albrecht, heute Vorsitzende unseres Vereins ist. Sie ist die erste Frau an der Spitze unseres Vereins nach 1945. Frauen als Vorsitzende gab es bei Dresdner Frauen-Ruder-Vereinen bis 1945, nicht aber beim Dresdner Ruderverein bis 1945. 

    Somit hat sich seit 1990 ein Kreis geschlossen, der 1917 mit der Gründung des Dresdner Frauen-Ruder-Vereins begann und zu einer Parallelentwicklung zweier Vereine bis 1945 führte. Nach der Zeit der Betriebssportgemeinschaften bis 1989/90, bereits mit Frauen- und Männerruderern in der gleichen Sektion, wurden beide früheren Vereine 1990 wieder in einem Verein, dem wiedergegründeten Dresdner Ruderverein, zusammengeschlossen.

    Literatur:
    [ 1 ] Kussatz, F.: Der Rudersport im Bezirk Dresden seit 1872, Festschrift zur 75. Dresdner Ruder-Regatta am 14.6.1964, Buchdruckerei Thieme Meißen 1964
    [ 2 ] Autorenkollektiv BFA Dresden: Zur Geschichte des Ruderns in Dresden 1872 – 1989, GGVölkerfreundschaft Dresden 1989
    [ 3 ] Überhorst, H.: 100 Jahre Deutscher Ruderverband, A. Piller Verlag 1983
    [ 4 ] Krause, Dr. Jürgen: 120 Jahre Dresdner Ruderverein e.V., Chronik 1890 – 2010, A.& R. Adam-Verlag Dresden
    [ 5 ] Krause, Dr. Jürgen: 125 Jahre Dresdner Ruderverein e.V. 1890 – 2015, Festschrift, A.& R. Adam -Verlag Dresden

  • Wir erinnern uns an den 1. Tag der Deutschen Einheit

    von Dr. Jürgen Krause

    1990 auf Mosel-Wanderfahrt

    25 Jahre im wieder vereinten Deutschland nach 45 Jahren der Trennung sind Anlass zu einem kurzen Rückblick. Die friedliche Revolution 1989/90 führte zu vielen gesellschaftlichen und privaten Veränderungen. Im Bootshaus hatten wir den Dresdner Ruderverein 1990 wieder gegründet, die erste Wanderfahrt in den Westen Deutschlands führte uns im Herbst 1990 (29.9.-7.10.1990) auf die Mosel, in einer Zeit mit vielen Unbekannten auf dem Weg zu „blühenden Landschaften“.

    Für diese Wanderfahrt in einem für uns neuem Ruderrevier hatten wir uns Quartiere in verschiedenen Bootshäusern und die Ausleihe von zwei Ruderbooten organisiert.

    Nach Arbeitsschluss am 29.9.1990, einem Freitag, machten wir Ruderer unseres Vereins, damals offiziell noch BSG Sachsenwerk, und von Aufbau Ost uns mit Pkw’s auf den Weg über verstopfte Autobahnen über Koblenz nach Trier mit einer Zwischenübernachtung bei Eisenach. Zwei Ruderboote (2x+Gig und 4x+ Gig) hatten wir uns beim RC Rhenania Koblenz ausgeliehen, die dieser gegen Bezahlung nach Trier fuhr. Hier waren wir zuerst Gast bei der RG Trier, wie in allen Bootshäusern (Bernkastel-Kus, Zell, Cochem, Koblenz) Quartier mit Luftmatratze und Schlafsack.

    In Trier begann die Wanderfahrt in mehreren Etappen nach Koblenz. Ein Landdienst sorgte für die parallele Mitführung der Pkw’s. Am 2.10.1990 war wir letztmalig DDR-Bürger beim RV Zell. Am 3.10.1990 legten wir als neue Bundesbürger am Steg der Cochemer RG an, wo wir vom Vorsitzenden Herrn Koll mit Moselwein-Spätlese begrüßt wurden und abends am nächsten Tag seine Gäste zur Wein- und Sektprobe in seiner Weinkellerei waren.

    Nicht nur vom Wasser aus erlebten wir die herrliche herbstliche Mosellandschaft. Auch historische Orte zwischen Trier und Koblenz weckten unser Interesse. So waren wir in Trier, am historischen Weinschiff der Römer in Neumagen, besichtigten Bernkastel-Kus, wo wir im Bootshaus unser Quartier aufschlugen und die riesigen Weinberge gegenüber sahen. In Cochem waren wir auf der Reichsburg, vorher in Beilstein und wanderten zur Burg Eltz. Überall in den Vereinen begrüßten uns Vorstandsmitglieder, nur im Bootshaus in Koblenz standen wir etwas im Wege ohne größere Begrüßung. Das vereinbarte Quartier wurde andersweitig genutzt, im verstaubten Kraftraum zwischen den Hanteln fanden wir etwas Platz. Von Koblenz ging es dann in einem Tag wieder nach Dresden zurück.

    Einige Mitglieder unseres Rudervereins erinnerten sich bei dieser Wanderfahrt an ein Ereignis, das Deutschland massiv mit dem Mauerbau am 13.8.1961 geteilt  hatte. Sie waren nach gemeinsamen Camping-Urlaub in Dranske-Nonnevitz auf Rügen am 12./13.8.1961 auf der Heimreise mit dem Zug und Motorroller nach Dresden. Der Zug änderte vor Berlin in der Nacht seine Fahrtrichtung und fuhr über den Außenring an Potsdam vorbei um Berlin herum nach Dresden. In Potsdam wehten noch die Flaggen der „Gesamtdeutschen Ausscheidung der Ruderer für die EM-Teilnahme“, Panzer standen am Bahndamm. Langsam sprach sich im Zug herum, was in Berlin geschah. Das Lokpersonal zur Ablösung kam mit Verspätung nach Rangsdorf.

    Die Mauer zum Westen bedeutete aber nicht, dass wir Richtung Osten frei reisen konnten. 1964 wurde es erstmalig möglich, auf der Elbe eine Wanderfahrt von Litomerice /  CSSR nach Dresden zu unternehmen. Zeitweise konnten einige Jahre später auch Wanderfahrten in Polen durchgeführt werden. So ruderten einige von uns 1979 auf den Masurischen Seen. 

    Nun hatte 1990 die Teilung Deutschland nach 45 Jahren ein Ende gefunden, die die Siegermächte des 2. Weltkriegs mit der Aufteilung in vier Besatzungszonen begannen und mit dem „4 + 2 Abkommen“ nach Währungsreformen und der Gründung zweier deutscher Staaten sowie „Kaltem Krieg“ statt eines Friedensvertrages beendeten. Noch wussten wir damals nicht, welche Veränderungen insgesamt auf uns zukommen sollten, begannen aber hoffnungsvoll den Weg in die lange vermisste Freiheit.

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